Betreuung hochaltriger Angehöriger: Handlungsbedarf für Erwerbstätige und Unternehmen

von Elisabeth Michel-Alder

Erwartungen und Bereitschaft zu Solidaritätsleistungen innerhalb der Familie sind schweiz- weit sehr hoch; veränderte Rollenwahrnehmnung (speziell der Frauen) und längeres Leben bewirkten bisher keine Revolution. Rund jede achte Person verpflichtet sich hierzulande zu familialen Betreuungsaufgaben; die Mehrheit ist im Alter zwischen 50-65 Jahren, zwei Drittel davon sind erwerbstätig. Vor allem Frauen erleben oft den Druck, Erwerbstätigkeit und Betreuungsaufgaben unter einen Hut zu bringen. Viele reduzieren ihr Arbeitspensum, nicht wenige geben gar den Job auf. Im Interesse des Arbeitsmarktes, um den Fachkräftemangel zu lindern, will die Politik an den Rahmenbedingungen schrauben.

Die Psychologieprofessorin Pasqualina Perrig-Chiello begleitete in letzter Zeit verschiedene Forschungsprojekte zum Thema und vermittelte am Meeting wichtige Erkenntnisse und Denkanstösse. Sie ist Autorin bedeutender Bücher zu Lebenszyklus und Paarbeziehungen, Präsidentin der Berner Seniorenuniversität und Mitglied des Silberfuchs-Komitees. Die Folien zu ihren Ausführungen und Quellenangaben für Daten sind im Anhang dieses Berichts zu finden.

Unterstützung, Pflege und Betreuung sind traditionell eine Familienangelegenheit und das bleibt bis heute so ungeachtet veränderter Familienstrukturen und gestiegener Berufsorientierung der Frauen. Und trotz Ausbau von Spitex-Diensten, also Professionalisierung von Betreuung. Ältere Menschen ziehen ungern und spät in Institutionen, sie hängen an ihrem bewährten Zuhause; kein Wunder, fordern doch auch jüngere Generationen Hospital at Home. Hochaltrigen Männern auch über 90 gelingt die Mobilisierung privater und professioneller Unterstützung zuhause deutlich besser als Frauen. Gründe für das hohe Engagement betreuender Partner, Partnerinnen, Töchter und Söhne sind: Liebe, Verpflichtung, Notwendigkeit, aber auch ein Mangel an Finanzmitteln für professionelle Dienstleistungen.

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